Zum sechsten Mal in
Folge fand der
Gratisrollenspieltag in Göttingen unter der Schirmherrschaft des
Studentenwerks statt, dieses Jahr auch in Kooperation mit der
Spieleburg, die ein Almanachpaket bei Pegasus bestellt hatten
(herzlichen Dank an das Kulturbüro und die Burg!). Mittags kam
jemand vom
Göttinger Tageblatt vorbei, und am Montag war schon der
Bericht in der Zeitung.
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Gescannter GT-Artikel von Karola Hoffmann, 26.2.18 mit Foto von Peter Heller - das Foto ist vom GRT 2014. |
Obwohl ich nicht
viel Energie in das Zusammentrommeln von Spielleiter*innen stecken
konnte, hatten wir mehr Rundenangebote als Nachfrage. Danke an alle,
die sich engagiert haben! Weil ich selbst mit Spielleiten beschäftigt
war, hatte ich den Raum nicht so stark im Blick. Ich bin ziemlich
sicher, dass wir über 30 Gäste hatten, wahrscheinlich etwa 40 oder
noch ein paar mehr. Es gab sechs Spielrunden, davon drei
Cthulhu-Runden (zwei in den 1920ern, eine Now) und je einmal
Symbaroum,
Michtim, und (ganz spontan)
Zettel-RPG. Angeboten waren außerdem
noch Microscope und Geh Nicht in den Winterwald.
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Cthulhu-Logo |
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Symbaroum-Schriftzug |
Fünf Runden liefen
parallel, insgesamt haben wir etwa 30 Leute an den Spieltischen
gehabt. Gegen Mittag fragten noch ein paar Leute, wann die nächste
Spielrunde anfangen würde, aber da waren leider gerade keine SL
frei. Für nächstes Jahr wäre es gut, gezielt einzuplanen, dass
neben den vier bis fünf Runden, die sich zwischen 11 und 12 Uhr
bilden, ein oder zwei SL gezielt frei bleiben, um später ankommende
Leute zu begrüßen und bei Interesse mit ihnen etwas zu spielen.
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Die ersten GRT-Gäste stehen an den Tischen, auf denen das
Gratismaterial ausliegt. |
In welchen Runden
die Welt gerettet wurde, oder welche Charaktere gestorben oder
wahnsinnig geworden sind, kann ich leider nicht berichten, aber ich
kann aus meinen beiden Spielrunden erzählen.
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Zwei hamsterähnliche Wesen mit braunem Fell gucken glücklich, unter ihnen steht der Michtim-Schriftzug |
In
Michtim – Fluffy Adventures, einem Rollenspiel von Georg Mir, spielt man
„Michtims“, das sind hamsterähnliche, intelligente, freundliche
Wesen. Wir haben ein Einsteigerabenteuer mit jungen Michtims
gespielt: Kinder, die an einem Backwettbewerb teilnehmen. Dazu müssen
die Zutaten besorgt werden. Freddifred hat eigentlich alles immer im
Mund transportiert (auch ohne Backentaschen). Bartolomaus hatte erst
große Angst vor den Bienen, aber am Ende nicht nur Freundschaft mit
ihnen geschlossen, sondern auch ganz behutsam die Handelsbiene
umarmt! Der Karmapunkt zum Nochmalwürfeln war es definitiv wert.
Lele und Munmun haben sich von den unfreundlichen Drohnen der
Goldzahn-Korporation nicht einschüchtern lassen. Munmun hat eine
Drohne durch einen Trick in ihre Tasche gestopft, und Lele hat eine
andere Drohne abgelenkt und nicht nur ihren Freunden Zeit verschafft,
mehr Obst und Nüsse zu sammeln, sondern sogar selbst noch heimlich
etwas gepflückt. Ein völlig unerwartetes Highlight war aber die
Szene, die entstand, während die Gruppe unterwegs zu dem Obstgarten
waren und einige von ihnen ein Lied sangen (Bart, der ängstliche mit
geringem Selbstvertrauen, sang nicht mit – er hatte schon vorher
zugegeben, nicht singen zu können). Pip ließ seinem Ärger über
das Singen freien Lauf und verletzte Munmun (um die sich gleich Lele
kümmerte). Bart versteckte sich vor Schreck so gut, dass Freddi
ziemlich lange suchen musste, um ihn zu finden – nachdem er Pip
gebeten hatte, nicht so unfreundlich zu sein. Pip gestand dann
gegenüber Bart, dass sein Ärger nur daher kam, dass er selbst nicht
gut singen kann, und Bart verstand das sehr gut und verriet Pip,
dass er auch nicht singen kann. Der eine Spieler ging dazu zu dem
anderen Spieler, und die beiden flüsterten sich ihre Geheimnisse zu.
Das war sehr schön.
Die Bocicne der
Gruppe wurden am Ende auch so gefühlvoll, obstreich und lecker
gebacken, dass sie ganz klar den Wettbewerb gewannen.
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Die fünf Spielerinnen und Spieler der Michtim-Runde sitzen um einen Tisch, auf dem Spielmaterialien liegen. |
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Nachmittags hatten
die fünf Michtim-Spielerinnen und -Spieler noch Lust auf eine
weitere Runde, und vier weitere Personen suchten auch gerade. Also
habe ich völlig spontan das
Zettel-RPG geleitet. Das Heftchen hatte
ich zwar schon einmal vor längerem durchgelesen, aber die Regeln
nicht mehr präsent. Aber das System lässt sich auch völlig
unvorbereitet leiten.
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Cover des Zettel-RPGs |
Bei der Charaktererschaffung entstanden eine
bunt gemischte Reisegruppe sowie ein kurzsichtiger Brauereimeister
und Gastwirt. Die Reisegruppe war unterwegs von A nach B und wollte
die Nacht im Wirtshaus Zum Rennenden Reh verbringen. Außer ihnen
(und dem Gastwirt) waren dort nur drei Skatspieler, wodurch das
kleine Dörfchen im Rotforst, in dem das Wirtshaus steht, den Namen
Altenburg erhielt. Da ich überhaupt keinen Plot geplant hatte, war
es hilfreich, einen der Skatspieler sehr abergläubisch sein zu
lassen und von den Geisterräubern und den Schrompfen reden zu
lassen. Plötzlich musste der Wirt feststellen, dass sein Bierkeller
komplett leergeräumt worden war – 19 volle Fässer waren
verschwunden! Sie konnten nicht durch die Gaststube entwendet worden
sein – das wäre sogar dem kurzsichtigen Wirt aufgefallen – aber
die Fässer passten auch nicht durch die kleinen Fensterlöcher des
Kellers. Das ging nicht mit rechten Dingen zu.
Während sich die
Handlung entfaltete, hatten wir viel Spaß mit der Kurzsichtigkeit
des Wirts, dem Pech des spielsüchtigen Schmieds, dem die Kurtisane
zu Hilfe kam, und dem Mandolinenspiel des Kleinkünstlers. (Wenn
du auf Mandolinenspiel würfeln willst, was willst du damit
erreichen? - Ich will wissen, ob es gut klingt!
Super Würfelergebnis, ich
lasse die Skatspieler im Rennenden Reh applaudieren, und die
Cthulhu-Spieler an den Nachbartischen klatschen ebenfalls…)
Das
Rätsel um das verschwundene Bier, die Schrompfe und die
Geisterräuber konnte am Ende gelöst werden, nicht zuletzt dank der
magischen Lupe der Krämerin und dem Weihwasser des Skatspielersohnes
(hätten wir doch nur einen Priester in der Reisegruppe gehabt!).
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Auslage des Gratismaterials |
Nach dem Gelächter und den strahlenden Augen an den anderen Tischen zu urteilen hatten auch die Cthulhu- und Symbaroum-Spieler*innen viel Spaß. Der GRT ist jedes Jahr wieder ein großartiger Tag für Spielspaß, Reinschnuppern in die Welt des Rollenspiels, und Begegnung und Austausch mit Gleichgesinnten.
Das
Gratismaterial kam bei allen gut an. Schön war, wieviel spielbares
Material (vor allem Schnellstarter) dabei war. Zuguterletzt daher
auch ein großer Dank an die großen und kleinen Verlage, die die
Veranstaltung sponsern,
indem sie kostenlose Produkte bereitstellen.
Nächstes Jahr wieder? Definitiv!
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Auslage des Gratismaterials |